Schreiben für Anfänger?
Ob dieses Schreiben auch für Schreib-Anfänger geeignet ist? –
Absolut ja! Es ist für uns alle sogar eine Voraussetzung zum absoluten Schreib-Anfänger zu werden, ganz zu den Anfängen unseres Denkens, Erlebens Erschreibens zurückzubewegen um unverstellt durch alle möglichen Verbildungen und Verblödungen das zu erfassen, was wirklich wichtig und maßgebend ist für unser Leben: Das Thema unseres Lebens!
Mit der Hand oder per Computer
Ob es besser ist, per Hand oder per Computer zu schreiben?
Deiner Lebensgeschichte und dem Thema Deines Lebens ist ganz egal, mittels welcher Werkzeuge sie aufgezeichnet werden. Anfängern empfehle ich, alle Werkzeuge mal auszuprobieren! Die Unterschiede im Schreib-Erlebnis sind gewaltig!
Im Lieblingssessel Skizzen malen
Du kannst Dich also auch zuerst einmal ganz bequem mit überschlagenen oder auch ausgestreckten Beinen in Deinen Lieblingssessel plumpsen lassen, das kann auch ein Anfänger des Schreibens ganz prima, und über Dein Leben und das Thema Deines Lebens nachdenken. Vielleicht machst du Dir ja dabei ein paar Skizzen. Dieser erste Schritt gehört zur Selbsterkenntnis ohnehin dazu. Und nun kannst Du Dir die Fragen, die wir im Workshop besprochen haben, beantworten und Dir Deine Geschichte erzählen.
Das Schreiben, das Erstellen eines schönen Textes gehört also im ersten Schritt gar nicht zwingend zur Selbsterkenntnis dazu. Aber es gehört unbedingt dazu, dass Du über das System Deiner Lebensgeschichte Klarheit gewinnen kannst; geschrieben per Hand oder per Computer oder „nur“ gedacht. (Das „nur gedacht“ ist in Wirklichkeit viel schwieriger).
Die Idee der Geschichte ist wichtiger als die Geschichte selbst!
Die Idee der Geschichte ist wichtiger als die Geschichte selbst. Die Idee ist überhaupt das Wichtigste beim Schreiben und bei der Selbsterkenntnis. Auch deshalb, weil wir die Idee immer bei uns, immer in uns tragen, während die niedergeschriebene Geschichte auch geduldig und wenig wirkungsvoll in einem Schubfach oder einem Buch auf uns warten kann.
Wenn Du Dich jedoch entschließt, Deine Geschichte, wie und womit auch immer, aufzuschreiben, so hat das für Dich eine ganze Reihe von Vorteilen; abgesehen davon, dass Du Dir Deine Geschichte später wieder lesen kannst
Vorteile des Schreibens gegenüber dem reinen Denken
- Durch das langsame Schreiben fällt Dir, weil Du Assoziationsketten in Gang setzt, viel mehr ein, als wenn Du die Geschichte nur in Gedanken entwickelst. Gerade für Anfänger des Schreibens ist das immer wieder erstaunlich aufregend!
- Durch das Schreiben werden Dir die Zusammenhänge „Deines Geschichtes“, die Struktur Deiner Lebensgeschichte und Deines Lebensthemas viel klarer, als wenn Du die ganze Struktur nur in Deinen Gedanken aufbauen willst. Denn so eine Struktur einer Lebensgeschichte ist ein ziemlich komplexes Thema. Da helfen Schreiben, Gliederungen oder Mindmaps bei der Strukturierung der Struktur sehr!
- Das Schreiben ist eine sehr hilfreiche Überprüfung Deiner Erinnerungen, Deiner Schlüsse aus Ihnen und Deiner Gedanken: Du merkst beim Schreiben meistens sofort, wenn irgendwo irgendetwas nicht stimmt, wenn irgendwo der Wurm im Text drin steckt.
- Das Schreiben schützt Dich vor Zirkelschlüssen und Fragen, die Dich im Kreis herumführen. Falls Du Zirkelschlüsse nicht kennst: Das sind ähnlich fiese Dinger wie ein Ohrwurm; einmal da, ist er sehr lästig und gar nicht so leicht abzuschütteln.
- Nicht zuletzt kann das Schreiben, neben aller Erhellungen und Erkenntnisse, auch sehr, sehr viel Freude bereiten, weil Dir Vieles einfallen wird, an das Du schon sehr lange nicht mehr gedacht hast, das Dir einfach in Vergessenheit geraten ist. Auch unschöne Erinnerungen können dabei Freude bereiten: Freude darüber, dass wir lernen, uns besser zu verstehen. (Zum Umgang mir unschönen Erinnerungen, eventuell auch zu deren Neubewertung, sind auch der Schreibworkshop und die Schreibgruppe da!)
Schreiben über das eigene gelebte Leben ist ein Aspekt der Selbstverwirklichung dieses Lebens!
Dein Geschriebenes spiegelt Dir Deine Gedanken; Du merkst sofort, wenn an einem Gedanken etwas nicht stimmt, wenn ein Gedanke nicht so ist, dass Du Dich damit einverstanden erklären kannst oder wenn Du einen Gedanken umformulieren oder anders denken willst oder musst.
Indem Du schreibst, durchdringst Du Deine Themen und das Thema Deines Lebens auf eine klärende, gesunde und heilsame Art.
Das Schreiben ist das Fahrzeug, das Vehikel, der Reisebus (=Coach), dessen wir uns bedienen, um der Welt und dem Sein, um vor allem uns selbst nahe zu kommen. Das Schreiben ist hierbei eine große Hilfe, um die Idee der Geschichte zu entwickeln und zu prüfen.
Geschichten erzählen
Wenn wir aber auch durch das gedankliche Durchleben der Geschichte uns selbst und dem Sein nahe kommen können; warum dann nicht? Die Kunst des Geschichten-Erzählens ist mindestens genau so alt, wahrscheinlich noch viel älter als die des Geschichten-Schreibens. Und die Kunst des Geschichten-Erzählens gab es auch immer parallel zur Kunst des Geschichten-Schreibens, ohne dass die eine Kunst der anderen in die Quere kam.
Geschichten-Schreiben kann man ganz leicht lernen. Geschichten-Erzählen auch. Das kann auch ein Anfänger ganz problemlos! Hat man das einfache Prinzip aller Geschichten weltweit erst einmal verstanden, geht es darum, der Geschichte Spannung und Tiefgang zu verleihen. Hier wird es spannend. Den hier begegnen wir dem, was uns zutiefst berührt. In dieser Begegnung begegnen wir unseren eigenen Werten, unser eigenen Liebe, unseren eigenen Ängsten; kurz: uns selbst. Und weil wir eben auch all unseren eigenen Werten in ihrer Tiefe begegnen, ist dieses Geschichten-Schreiben ein philosophisches Geschichten-Schreiben; ist dieses Geschichten-Erzählen ein philosophisches Geschichten-Erzählen.
Erinnern
Sowohl das Schreiben als auch das Erzählen einer Geschichte, setzen das Erinnern einer Geschichte voraus. Das kann ein Erinnern an selbst Erlebtes sein. Dieses Erinnern kann aber auch das „Erinnern“ an eine selbst erfundene Geschichte sein. Denn die erfundene Geschichte, selbst wenn sie gar keine Wahrheit teilt, besitzt doch für uns die Qualität einer Lebenswirklichkeit, zumindest die Potenz einer Lebenswirklichkeit und zeigt sich uns somit als Teil unserer Lebensrealität. Geschichten sind ein Teil unserer Lebensrealität! (Bedenkt: Auch die Religionen fußen in Geschichten!)
Nicht erinnerte Geschichten sind nicht gelebtes Leben. Nicht da, scheinbar nicht vorhanden, offenbar ganz egal.
Geschichten und Theater
Was wäre das Theater ohne Geschichten? – Es gäbe das Theater nicht!
Uns selbst nahe kommen
Im Schreiben wie im Erinnern und Erzählen einer Geschichte kommen wir uns selbst nah. Weil eine Geschichte nicht Nichts ist, sondern etwas Seiendes beinhaltet; etwas Seiendes von uns selbst.
Leben im Mythos
Das Leben in und mit einer teils erinnerten, teils selbst erschaffenen Geschichte oder Lebensgeschichte ist zwar noch nicht das Leben in der Wahrheit, doch das Leben im Mythos kann dem Leben in der Wahrheit überlegen sein. Nicht nur, um glücklich leben zu können, sondern manchmal auch schlicht, um gesund überleben zu können. Weil die Wahrheit manchmal nicht vorhanden ist, weil die Wahrheit vielleicht keine Orientierung bietet, weil die Wahrheit manchmal schlicht zu grausam (oder zu beschissen) ist, um sie als entscheidende Lebensralität akzeptieren zu können. So spielt das Leben im Mythos, geschrieben oder erzählt, auch in der Sinntherapie eine entscheidende maßgebende und Orientierung stiftende heilsame (therapeutische) Rolle.
Wer keine Geschichte hat, hat keine Seele
Alte, vergessene Weisheit
Schreiben ist Selbstreflexion
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